Ein Unternehmen kämpft um sein Überleben

Ein Unternehmen kämpft um sein Überleben

Ein Kunde bat mich, einen befreundeten Unternehmer zu besuchen und zu beraten. Seine Geschäfte liefen schlecht und der Unternehmer wüßte nicht weiter.

Ich habe diesen Einzelunternehmer vor Ort besucht. Vorher bin ich die Einkaufsstraße, in der sein Ladengeschäft sich befand, einmal abgelaufen, um mir einen schnellen Eindruck über die typische Klientel zu machen.

Das Gespräch lies klar erkennen, dass es eigentlich schon „Fünf nach Zwölf“ und nicht mehr „Fünf vor Zwölf“ war. Ich habe mir seine Jahresabschlüsse und auch die laufende Buchhaltung zeigen lassen. Ich bat darum, mir alle offenen Posten aufzulisten (privat und geschäftlich, da ja bei einem Einzelunternehmer beides zu berücksichtigen ist).

Er hatte eine Mitarbeiterin, die auch immer wieder auf ihr Gehalt warten mußte. Nach der Analyse der Jahresabschlüsse und der laufenden Buchhaltung nebst der Bearbeitung der laufenden Verbindlichkeiten unterbreitete ich ihm mehrere Vorschläge, um das Ruder ggf. noch einmal herumzureißen, allerdings mit den Worten:

Das kann nur dann funktionieren, wenn:

  • Sie mit allen Lieferanten (Gläubigern) sprechen und um Zahlungsaufschub bitten,
  • Sie Ihre Außenstände bei den Kunden einholen (die auch nicht unerheblich waren),
  • Sie Ihr Ladengeschäft aufräumen und auf Vordermann bringen, da dieses alles andere als ansehnlich war und (zukünftige) Kunden eher abschreckten als bei ihm zu kaufen.

Und – last but not least – hatte er Mietschulden und mußte eine Vereinbarung mit dem Vermieter treffen.

Wenn das alles gelänge, könnten wir mit der Hausbank sprechen und versuchen, eine Einigung / Lösung zu finden. Dies alles wurde mir von ihm zugesagt, und da ich von Haus aus ein optimistischer Mensch bin, hatte ich gehofft, dass er den Ernst der Lage verstanden hatte.

Doch leider wurde ich in den folgenden Wochen und Monaten eines besseren belehrt. Die Zusagen wurden von ihm nicht eingehalten, so dass der Vermieter schließlich die Reißleine zog und die fristlose Kündigung aussprach.

Meine Empfehlungen und Warnungen wurden nicht ernst genommen und es kam, wie es kommen mußte: Der Unternehmer mußte Privatinsolvenz anmelden. Hier zeigt es sich wieder, wenn der Unternehmer nicht voll und ganz hinter den Zielen steht, ist eine Selbständigkeit meist schon von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Deshalb prüfe ich bei Existenzgründungen nicht nur den Businessplan, sondern mache mir auch ein Bild über die Persönlichkeit und die Person des Gründenden. Denn es ist nun einmal nicht jeder für eine Selbständigkeit geeignet. Hier gebe ich auch immer klar meine Eindrücke und ggf. auch Bedenken wieder.

Denn ein Schiff, was noch nicht Fahrt aufgenommen hat, ist nunmal wesentlich leichter zu stoppen und muß nicht erst, nachdem es ausgelaufen ist und manövrierunfähig wird, für viel Geld in den Hafen zurück geschleppt zu werden (mit der Hamburger Bildersprache ausgedrückt)